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Mappus im Biergarten: Stuttgart 21 wird durchgezogen

Mit 130 Leuten im Gefolge vom Stadtpark zur Schimmelmühle gewandert – Demonstranten verhalten sich ruhig

Autor: CLAUDIA BURST | GZ 13.09.2010

Mit Musik und Beifall wurde Stefan Mappus am Samstag im Geislinger Kaiser-Biergarten von zahlreichen Gästen empfangen. Die wenigen Demonstranten, die ebenfalls gekommen waren, verhielten sich ruhig.

Geislingen. Zum Abschluss seiner Sommer-Tour 2010 ist Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus am Samstagnachmittag in den Kaiser-Biergarten im Geislinger Stadtpark gekommen. Dort erwartete ihn schon die hiesige Landtagsabgeordnete Nicole Razavi (CDU) inmitten ihrer etwa 130 Wanderfreunde und einiger anderer interessierter Bürger. Auch Oberbürgermeister Wolfgang Amann war erschienen. Die Zahl der „Stuttgart 21“-Gegner hielt sich in Grenzen, dagegen waren knapp 20 Demonstranten mit Plakaten gegen das Schweigen zur sogenannten „Eislinger Erklärung“ aufgetaucht und postierten sich entlang der Sitzbänke. Beifall brandete auf, die „Preoria Dixie Walkers“ legten sich jazzig-fetzig ins Zeug.

Mappus sprach die S-21-Problematik offensiv an. In einer Demokratie sei es wichtig, dass unterschiedliche Meinungen frei geäußert werden dürfen, betonte er. Man müsse auch darüber reden. Doch nach jahrelangem Argumentieren und Anhören – immerhin sei im Lauf der Zeit über mehr als 10 000 Einwendungen verhandelt und entschieden worden – müsse eine mehrheitliche Entscheidung ebenfalls von allen akzeptiert werden. Aus diesem Grund werde das Projekt Stuttgart 21 auf jeden Fall durchgezogen. Für diese deutliche Aussage bekam er im Biergarten deutlichen Applaus, der allerdings mit einzelnen „Oben bleiben!“-Rufen durchmischt war. Um in Baden-Württemberg in Bildung und Infrastruktur weiter ganz vorne zu stehen, sei eine moderne Verkehrsinfrastruktur unabdingbar, fügte Stefan Mappus an und appellierte an alle „gemeinsam alles für eine gute Zukunft zu tun“.

Der Ministerpräsident genoss noch etwa eine halbe Stunde lang das Bad in der Menge und ließ sich dabei auf diverse Gespräche ein, unter anderem mit Stadtrat Ismail Mutlu, der sich unter die Demonstranten gemischt hatte und mit Mappus über die Eislinger Erklärung diskutierte. Zum letzten der knapp 60 Termine auf seiner Sommer-Tour gehörte für Mappus aber nicht nur der Besuch im Biergarten, sondern auch eine Wanderung zur Straub-Mühle, die wiederum ein Teil der traditionellen Sommerwanderung war, zu der schon Razavis Vorgänger Hermann Seimetz immer eingeladen hatte. Hatte dieser die Veranstaltung noch MV-Wanderung genannt (nach dem früheren CDU-Politiker Gerhard Mayer-Vorfelder), so taufte Nicole Razavi das gemeinsame Marschieren kurzerhand in „MP“ wie Ministerpräsident-Wanderung um. Ihrer Einladung, von Eybach durch das Felsental nach Weiler, an der Burgruine Helfenstein vorbei in den Biergarten und von dort aus weiter zur Schimmelmühle zu gehen, folgten über 130 Wanderer. Vom Stadtpark bis zur Mühle war dann auch Mappus dabei.

Der genoss den Waldweg durch das Rohrachtal, wenn er zwischen all den Gesprächen Gelegenheit fand, etwas von der Natur um ihn herum wahrzunehmen. Vor allem der barrierefreie Naturschutzlehrpfad und die Aussichtsplattform am großen Weiher schienen ihm zu gefallen.

Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, dass gerade in diesem Moment auf der anderen Seite der Geislinger Steige ein Dampfzug mit schwarzen Rauchschwaden und lautem Signal den Berg nach Amstetten hochschnaufte. Den Ministerpräsidenten kostete die etwa 70-minütige Wanderung deutlich weniger Mühe, er freute sich im Mühlencafé aber trotzdem über ein erfrischendes Bier. Geschafft – sowohl die Wanderung als auch die Sommer-Tour 2010.

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